Altes loslassen ist gar nicht so leicht

„Manchmal denkt man, es ist stark festzuhalten. Doch es ist das Loslassen, das die wahre Stärke zeigt!“

 

 Es gibt Situationen im Leben, da suchen wir Ankerpunkte oder auch einen sicheren Hafen in einem Meer, das gerade so wild ist und wir Angst davor haben unterzugehen.  Dann suchen wir uns halt, durch starre Muster, Regeln, Verhaltensweisen und Glaubenssätze, die uns in dieser Zeit Sicherheit und Kontrolle geben.  Diese tragen uns dann und wir halten an ihnen fest, weil sie zu unseren Begleitern werden durch diese Lebensphase. Wenn wir uns aber die Zeit nehmen um die Situation und das Meer anzuschauen, das uns gerade umgibt, stellen wir oft fest, dass es gar nicht mehr so wild ist und es wieder zur Ruhe gekommen ist. Doch was bleibt sind diese Ankerpunkte, die wir uns selbst auferlegt haben, um die Kontrolle in diesem Chaos nicht zu verlieren. Wenn wir beginnen wollen, diese abzulegen, stelle ich für mich immer wieder fest, welche Überwindung mich dieser Schritt kostet.

 

Doch warum eigentlich?

 

Ich für mich habe herausgefunden, dass mir meine Regeln, Muster und Verhaltensweisen, die ich mir in dieser Zeit angeeignet habe, so viel Halt und Sicherheit geben und noch dazu zur Routine geworden sind. Und jeder weiß, wie schwer es ist eine neue Routine zu beginnen und Vorsätze konsequent durchzuhalten. Ich glaube um diesen Schritt zu wagen, brauchen wir außer Mut auch noch ganz viel Vertrauen. Vertrauen in uns selbst. Doch genau das ist es was mich leider immer wieder verlässt. Deshalb hilft es mir, etwas größerem zu Vertrauen. Für mich ist es das Universum, für andere Gott, das höhere Selbst oder etwas anderes.

Mir macht es oft Angst meine Ankerpunkte abzulegen, die mir doch für so lange Zeit Sicherheit und Halt versprochen haben und es fällt mir auch echt schwer die Kontrolle abzugeben und eben zu Vertrauen. Vertrauen darauf, dass alles gut wird und ich loslassen darf. Denn wenn wir etwas losgelassen haben, merken wir immer wieder erst auch, wie viel Kraft wir in dieses Festhalten investiert haben. Es ist ähnlich wie bei einer Pusteblume. Am Anfang hält der Samen noch an seiner Blüte fest. Doch diese Blüte ist ja eigentlich gar keine Blüte mehr sondern ein abgeblühter Löwenzahn. Dieser abgeblühte Löwenzahn kann gut mit unseren Regeln und Verhaltensweisen verglichen werden, denn auch diese haben uns genährt und Sicherheit gegeben. Doch irgendwann beschließen die Samen, dass sie von diesem Blütenstrunk nicht mehr genährt werden können. Sie beschließen auf den nächsten Windhauch zu warten, der sie dabei unterstützt los zu lassen und sie vertrauen dem Wind der sie fortträgt. Diese Reise ist oftmals ungewiss und sie wissen auch gar nicht ob und wo sie landen werden. Doch sie vertrauen darauf, dass etwas Neues kommt, das für sie jetzt besser passt. Und der Samen weiß es auf seiner Reise noch nicht, aber wir Menschen wissen was mit einem Samen passiert, der auf der Erde wieder landet. Er wird genährt und das Loslassen von dem „alten Leben“ wird belohnt, denn er erblüht zu einem eigenen Leben, das wieder ganz viele neue Samen hervor bringt. …Ich glaub ich habe mir noch nie so viele Gedanken über dieses scheinbare Unkraut gemacht…

Aber ich finde diese Pusteblume beschreibt sehr gut, warum wir Altes loslassen und vertrauen dürfen auch wenn wir nicht wissen wohin die Reise führen wird. Und wenn wir dann auch noch den Mut haben, auch auf dieser ungewissen Reise die Augen offen zu halten, entdecken wir ganz schnell, was uns jetzt in diesem Lebensabschnitt tragen darf. Was zu uns heute passt, jetzt in diesem Moment.

 

Auf einer Yogamesse hat mir die Autorin mal in ihr Buch, das sie mir signiert hat, geschrieben: „Das Universum wird dich tragen!“ 

 

Dieser Spruch begleitet mich seither und immer wieder wenn ich Angst davor habe, etwas Altes abzulegen oder zu ändern rufe ich mir diesen Satz in Erinnerung. Ich sage nicht, dass es leicht ist die Vergangenheit los zu lassen, aber erst wenn wir diesen Schritt gewagt haben, merken wir, dass wir plötzlich beide Hände wieder frei haben für unser heutiges Leben. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Christine (Donnerstag, 22 April 2021 21:59)

    Liebe Johanna,
    So ein wunderschöner und tiefgehender Text! Vielen Dank dafür. Ich bin gerade dabei meine Ankerpunkte, meine vielen Bücher loszulassen - und Du hast mich dazu inspiriert nochmals gründlich klar Schiff zu machen und richtig Platz für Neues zu schaffen.... werde ich beherzigen.... Licht und Liebe schickt Dir Christine